Die Fotografien von Jürg Haas sind eigentlich Bilder. Nicht nur, dass er sie auf Leinwand druckt, was ihrem Finish die feine Struktur von Gemälden gibt. Sie drücken ebenso das Malerische aus, die Spontaneität des raschen Pinsels. Auch sie kaschieren hinter ihrer stilbildenden Unschärfe das Sujet, das man nur erahnt, mal deutlicher und mal nur als Inspiration. Es ist diese Unschärfe, die der Künstler schon beim Entscheid für sein Motiv sieht: in der Natur, in Landschaften, in Strassenzügen, bei der Architektur von Gebäuden oder Städten. Jürg Haas macht mit seinen Fotobildern nicht das Vordergründige sichtbar. Er zeigt vielmehr das Atmosphärische, in das sich eintauchen lässt. Ob frohe Farbigkeit oder vielfarbige Eintönigkeit: Es ist stets eine Geschichte. Die Betrachterin, der Betrachter mögen sie vielleicht selbst zu Ende erzählen. Oder sie lassen sich auch nur von deren Ästhetik betören. «Bewegte Impressionen» lautete der Titel einer seiner Ausstellungen. Das traf Charakter und Aussage dieser Werke sehr genau. Werke, die nicht etwa zuerst am Computer bearbeitet werden. Es sind Originale. Ihre spontane Bewegung und Unschärfe entstehen im Moment der Aufnahme, folgen der Intuition des Künstlers und seiner Kamera. Hauptberuflich als Architekt tätig verbindet Jürg Haas oft diese beiden Tätigkeiten. Er setzt grossflächige Vergrösserungen seiner Bilder ein als ganze Wände oder als raumhohe Raumtrenner in Interieurs.

Hans Uli von Erlach